Kulturgutverlagerungen im Land Brandenburg 1945-1952
“Kulturgutbergungen im Zusammenhang mit der Bodenreform in der Provinz und im Land Brandenburg – Brandenburgische Museen als Akteure von Kulturgutbergungen im Rahmen der Bodenreform”
Aktuelles Forschungsprojekt 2024
Aus früheren Forschungsvorhaben ist bekannt, dass es in Brandenburg seitens der Zentralverwaltung Bestrebungen gegeben hat, das im Zusammenhang mit den Enteignungen der Bodenreform anfallende Kulturgut zentral in der Landeshauptstadt zu sammeln. Anders als etwa in Sachsen oder Sachsen-Anhalt fehlte es der in Brandenburg mit Bergungen von Kulturgut im Kontext der Bodenreform beauftragten Kunstabteilung der Provinzial- bzw. Landesverwaltung an operativen Kapazitäten und effizienten organisatorischen Strukturen. Dagegen zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die Bergungen durch lokale Initiativen für Brandenburg ungleich bedeutender einzuschätzen sind. In diesem Zusammenhang treten u.a. örtliche Museen als Akteure von Bergungen und/oder Adressaten des Bergungsguts auf. Maßgeblich für den Erfolg lokaler Bergungsinitiativen war oftmals das Engagement von Einzelpersonen, die nicht aufgrund von Weisungen, sondern aus musealem Impetus tätig wurden. Die so erworbenen (zumeist bis heute erhaltenen) Bestände und die Umstände ihrer Erwerbung wurden nie systematisch erfasst oder beschrieben.
Das Projekt setzt daher bei den Museen mit Bergungsbeständen an und verfolgt von hier aus die Abstimmungen mit vorgesetzten Dienststellen in den Stadt- und Kreisverwaltungen, ggf. bis zu den zuständigen Landesbehörden (u.a. Denkmalpflege). Ausgangspunkt der Recherche sind die Nachfolgeeinrichtungen der ehemaligen Bezirks- und Kreismuseen auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Brandenburg. Diese Häuser waren in der SBZ durchgängig verstaatlicht worden und daher als Empfänger von sogenanntem „herrenlosen“ und enteignetem (d.h. in Volkseigentum überführten) Kulturgut prädestiniert. Ergebnis des Forschungsvorhabens soll eine repräsentative Übersicht über Art und Umfang dieser Kulturgutbergungen im heutigen Land Brandenburg sein, ergänzt um eine Liste relevanter archivalischer Quellen. Die Forschungen in Archiven und Museen führt Dr. Christian Hirte durch.
Das Projekt wird gefördert mit Mitteln des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste und wird im Oktober 2024 abgeschlossen.
“Bergung, Sicherung, Umverteilung – Kulturgutverlagerung in der Provinz bzw. dem Land Brandenburg 1945-1952 mit Fokus auf musealen Sammlungsbeständen im früheren Bezirk Potsdam”
Forschungsprojekt 2023
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand die brandenburgische Museumslandschaft vor gewaltigen Herausforderungen. Tiefgreifende Veränderungen resultierten einerseits aus den teils enormen Sammlungsverlusten durch Kriegseinwirkung und andererseits durch die oft chaotischen Umstände, unter denen Museen in kürzester Zeit gemäß besatzungshoheitlicher Anordnung wieder in Betrieb genommen werden mussten. In regional und lokal sehr unterschiedlicher Ausprägung kam es zu Neuaufstellungen und Umstrukturierungen der Museumslandschaft. Dabei gelangten, nicht zuletzt als unmittelbare und mittelbare Folge der Bodenreform, große Mengen von Kulturgut auf teils noch ungeklärte Art und Weise in zahlreiche Museumssammlungen. Dieser Zustrom hielt auch nach der Gründung der DDR 1949 an.
Ziel dieses Forschungsvorhaben war es, das komplexe Handlungs- und Konfliktfeld der Kulturgutverlagerungen in der unmittelbaren Nachkriegszeit für das Land Brandenburg (hier mit Fokus auf den früheren Bezirk Potsdam) quellenbasiert zu beleuchten, neue Schriftquellen zu erschließen und mit einer detaillierten Quellensammlung die Grundlage für weitere Forschungen nach entzogenem, geborgenem oder allgemein disloziertem Kulturgut der Nachkriegszeit in Brandenburg und darüber hinaus zu ermöglichen.
Das Forschungsprojekt wird ebenfalls durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste gefördert wurde im Frühjahr 2024 abgeschlossen.
Hier finden Sie den vollständigen Abschlussbericht zum Download. Eine kurze Zusammenfassung der Projektergebnisse finden Sie in Heft 44 der Museumsblätter.